Mittwoch, 5. April 2017

Wunde


"There is nothing to writing. All you do is sit down at a typewriter and bleed."
(Ernest Hemingway)

Sie sagen, dass Zeit alle Wunden heilt. Meine Wunde heilt jedoch nicht. Sie ist eine klaffende, offene Wunde, in die du mehr als nur Salz streust. Um es mit Kafkas Worten zu sagen:"Liebe ist, dass Du mir das Messer bist, mit dem ich in mir wühle". Schließlich erlaube ich dir ja, so dreckig mit mir umzugehen. Dieser Dreck führt dazu, dass die Wunde sich immer wieder entzündet und ich mich nicht auskurieren kann.

Meine Freunde legen Verband um die Wunde, versuchen sie zu klären und sprechen mir gut zu, aber es wird nicht wirklich besser. Man lernt höchstens sich mit den Schmerzen zu arrangieren. Mal vergisst man sie sogar, und mal liegt man schmerzverzerrt und weinend auf dem Boden.
Vor paar Wochen, da hast du die Wunde zugenäht, sie schien zu heilen, als du sagtest, dass du mich über alles liebst. Dann jedoch nahmst du erneut das Messer und schnittest die Fäden auf, die du doch vorher so liebevoll vernäht hattest.

Manchmal, wenn dir danach ist, kommst du zum Verbandswechsel. Aber wenn du gehst, reißt du diesen wieder ab, um mich bluten zu sehen. In diesem Zustand kann die Wunde nicht heilen. Ich kann dir also das Messer selbst aus der Hand nehmen oder ich kann weiterhin hoffen, dass du die Wunde irgendwann zunähst und nur eine Narbe bleibt, die uns an die schwierige Zeit erinnert.