Sonntag, 28. Februar 2016

In der Luft schwebend

Kennt ihr das Gefühl, hin- und hergerissen zu sein? Ist man an einem Tag glücklich, feiert das Leben extrem, genießt einen hedonistischen Lifestyle, so fällt man am nächsten Tag in ein tiefes Loch und fragt sich, wofür dieses Leben gut ist, fuckt sich ab, dass man noch studiert oder über den Job, den man macht, dass man Dinge vor sich herschiebt, eigentlich nicht hier leben möchte, wohlhabend sein will, und sich Gedanken macht, oder ob man den richtigen Beruf gewählt hat.

Ich habe eben letztens "La Môme" geschaut, der im deutschen "La vie en rose" heißt und das Leben von Edith Piaf zeigt, gespielt von Marion Cotillard. Einfach großartig. Der Film hat mein Herz zerfetzt, da er so traurig ist. Man könnte sagen, dass ich den Film durch geweint habe, da er mich so berührt hat. Ich wusste gar nicht, dass Edith Piaf so viele Schicksalsschläge durchleben musste. Oft können sich Anhänger der Generation Y mit solchen Charakteren identifizieren. Diese Extreme: saufen, feiern, Drogen, das Leben auf das Maximum genießen, die Liebe lieben. Und dann auf der anderen Seite die Tristesse, die Einsamkeit.

American Journalist:If you were to give advice to a woman, what would it be?
Edith Piaf: Love
American Journalist: To a young girl?
Edith Piaf: Love
American Journalist: To a child?
Edith Piaf: Love.

Wenn man auch so denkt, wird man belächelt. "Liebeskasper Gabi", schon klar. Aber wenn die Leute solche Filme schauen, finden sie diese Aussagen toll, nur im wahren Leben belächeln sie Personen, die so denken, fühlen und das äußern. Wenn ich ein Lied höre, und das Gefühl habe, dass die Lyrics durch meinen ganzen Körper gehen, wenn ich eine Filmszene sehe und mich so verbunden fühle, dass mich jemand versteht, dass jemand auch in meiner Situation ist, dann kommt auch manchmal: "Ach, lass mich raten, du fühlst dich angesprochen, hihi". Ist das so schlimm? Ist Kunst wie Film, Literatur und Musik nicht dafür da? Dafür, dass wir Menschen uns identifizieren können, dass wir die Geschichten und Worte nachvollziehen können, dass die Musik und die Dialoge, Texte uns berühren? die Ästhetik und Tiefe, welche jegliche Art von Kunst uns geben kann. Vielleicht wirken Künstler auf andere Menschen wie Träumer, Naive. Ich glaube jedoch, dass Emotionen, Sensibilität und Sentimentalität sowie Melancholie zum Leben dazu gehören.

Oft erkennt man sich in Künstlern, verlorenen Seelen, hoffungsvolle und doch zerbrechliche Charaktere. Amy Winehouse, Kurt Kobain, Ernest Hemingway, Marilyn Monroe. Ein Zitat von Scott Fitzgerald lautet:“And in the end, we were all just humans, drunk on the idea that love, only love, could heal our brokenness.“ Jeder hat sein Päckchen zu tragen: gesundheitliche Probleme, finanzielle, persönliche. Die ganzen Dinge, die einem passieren, die Gedanken, die sich andauernd im Kreis drehen, die Emotionen, die man nicht unter Kontrolle hat, all dies findet nur Trost in der Liebe: Liebe von Freunden und der Familie, Liebe vom Partner oder einfach die Liebe zu sich selbst, die man jedoch erst erlernen muss.

Wir, die Generation Y, in der Luft schwebend. Man weiß nicht in welche Richtung man fliegen muss. Wir schweben einfach über der Erde, im Himmel, an einer Stelle. Man bewegt sich nicht vor ran, immer schwebend zwischen den Wolken ohne Orientierung. Das Schweben fühlt sich nicht schmerzvoll an, es ist ein nichts, eine Unentschlossenheit, die jedoch mit einer Gleichgültigkeit verbunden ist. Wohin mit mir? Ich weiß es nicht. Der schwebende Zustand ist nicht der Beste, aber die Angst, eine Richtung zu wählen ist groß, also bleibt man schwebend. Schwebend muss man sich nicht bemühen, man muss nichts riskieren, aber man kommt auch nicht weiter. Man hängt in der Luft, da man Angst vor Verantwortung hat, aber merkt wie die Zeit vergeht und man weiß somit, dass man nicht auf ewig schweben kann, sondern eine Richtung wählen muss, entscheiden muss, wohin es geht und für diese Bewegung in eine bestimmte Richtung muss man Kraft aufwenden, wofür man aber möglicherweise zu faul ist oder eher wovor man sich einfach fürchtet.

Dieses Generation Y Gerede ist wirklich wahr, meines Erachtens. Viele Möglichkeiten, alles wollen, nichts wollen. Zuhause bleiben oder Party machen? „Pff. Kein Mensch erinnert sich später an die Nächte, in denen er viel geschlafen hat“. Aber am nächsten Tag verkatert aufwachen und sich erinnern (wenn man sich erinnert) wie man sich betrunken benommen hat, ist auch nicht cool, vor allem, wenn man dann in sein Handy guckt. Studium durchziehen oder erst einmal paar Semester chillen und das junge Leben genießen? Singleleben oder Ehe und Kinder? Hat man den richtigen Beruf gewählt? Sollt ich damit zufrieden sein oder doch noch studieren, eine Ausbildung machen, die Meisterschule besuchen? Will ich das überhaupt oder nur, weil ich denke, dass die Gesellschaft das erwartet? Als Mutter: Zuhause bleiben und sich um die Kinder kümmern oder doch arbeiten und sich dann anhören müssen, man würde nicht genug Zeit in seine Kinder investieren.

Man weiß heutzutage nicht mehr, was richtig und was falsch ist, da wir so viele (zu viele?) Möglichkeiten haben. Aber das gehört alles zum Erwachsenwerden dazu. Dazu gehört auch Fehler zu machen. Das Wichtige, meine Lieben, ist sich selbst zu reflektieren, aus Fehlern zu lernen und an sich zu arbeiten, damit man die beste Version seiner selbst wird. Wir sind alle nicht vollkommen und das Leben kann zwischendurch echt scheisse sein, aber wir dürfen nicht aufgeben und müssen füreinander da sein. Deswegen möchte ich an dieser Stelle Pablo Neruda zitieren:Si nada nos salva de la muerte, al menos que el amor nos salve de la vida.”, also „Wenn nichts uns vor dem Tod rettet, so rettet uns die Liebe wenigstens vor dem Leben“.



Eure Gabriele







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