Sonntag, 28. Juni 2015

Vergleichen ist unfair

Vergleichen ist unfair

Du musstest nichts tun, um mich glücklich zu machen. Bei ihm ist das anders.
Manchmal, wenn er nur dasitzt, rege ich mich unfassbar auf, obwohl er nichts Schlimmes tut. Dabei ist er doch so gut und nett zu mir und trägt mich auf Händen. Oft jedoch ertrage ich seine Anwesenheit nicht einmal. Er ist halt nicht du. Mit dir konnte ich Stunden verbringen, ohne ein Wort zu sagen und das hat mich glücklich gemacht, einfach neben dir zu liegen. Du musstest dich nicht anstrengen, um mich glücklich zu machen, denn alleine deine Existenz und das Wissen dich bei mir zu haben erfüllten mich. Bei ihm ist das anders, er muss mit mir Essen gehen, tolle Dinge unternehmen, mir Geschenke machen, um mich zufrieden zu stellen.
Ich sollte es beenden, denke ich. Dann denke ich, dass er attraktiv ist, intelligent, Geschmack hat und ich aufhören sollte ihn mit dir zu vergleichen. Vergleichen ist unfair. Wenn ich gut drauf bin und ihm sage, dass ich ihn liebe, lächle ich. Wenn ich es meistens sage, fühle ich mich wie der letzte Abschaum. Eigentlich habe ich doch nur dich geliebt. Jeder, davor oder danach, was ist das schon im Vergleich zu dir. Ich frage mich, ob das, was vor dir war überhaupt Liebe war.
Ich muss neu anfangen ohne dich. Ich muss mich auf ihn konzentrieren, irgendwann wird daraus noch tiefe Liebe, sage ich mir. Das kommt bestimmt mit der Zeit, sage ich mir.
Wenn wir im Auto fahren und er ein Lied mitsingt, würde ich am liebsten laut schreien, weil es mich so nervt. Wenn du im Auto mit einer hohen Stimme wie von Modern Talking mitgesungen hast, musste ich so lachen. Das ist wohl Liebe, wenn ein Mensch jeden Unfug machen kann und man es immer lustig und nicht nervig findet. Aber jetzt muss ich aufhören zu vergleichen! Ich muss, ich muss! "Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit" (Kierkegaard). Und trotzdem kann ich es nicht lassen, es kommt ganz automatisch.
Nachts träume ich von dir. Ich wache auf und er liegt neben mir. Ich fühle mich fremd in meinem eigenen Bett. Er riecht nicht wie du. Wenn er mich umarmt, fühle ich mich, als würde er mich erdrücken, als bekäme ich keine Luft, es engt mich ein. Ich wünschte du hättest mich nicht losgelassen.
Bin ich egoistisch und nutze ich ihn aus? Ich kann es nicht aussprechen, will es nicht analysieren. Jedoch weiß ich, dass ich bei keinem Liebeslied an ihn, sondern an dich denke. 
Aber es gibt kein zurück zu dir. Also muss ich neu anfangen. Ich muss! Ich muss aufhören zu vergleichen, denn keiner ist wie du. Und das ist es. Keiner wird so schlecht zu mir sein, wie du es letztendlich warst. Der Mensch, den ich so liebe, den gibt es sowieso nicht mehr. Ich liebe eine Erinnerung. Du hast dich verändert. 
Also bleibe ich bei ihm und hoffe, dass die Erinnerungen verblassen, dass ich aufhöre zu vergleichen, die Geister der Vergangenheit verfliegen und ich mich irgendwann nicht erdrückt fühle, wenn ich in seinen Armen liege


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