Sonntag, 28. Juni 2015

Wo ist die Liebe geblieben?

Wo ist die Liebe geblieben?

Freiheit, Selbstverwirklichung, "minglen". Frei sein, aber nicht allein sein. Was ist los mit uns?
Tinder, Whatsapp, Instagram... whatever. Wieso wurde ich nicht 50 Jahre vorher geboren? Damals, als es noch keiner nötig hatte täglich „Selfies“ hochzuladen, um Bestätigung zu suchen. Damals, als man jemanden noch auf Festnetz anrufen musste, um sich zu verabreden, anstatt sich hinter seinem Smartphone zu verstecken, um Dinge zu schreiben, für die man im wahren Leben viel zu schüchtern wäre – und die möglicherweise auch unangebracht sind.
In was für einer Gesellschaft leben wir eigentlich? Da hast du an einem Tag ein Date: ihr versteht euch prächtig, Komplimente fliegen durch den Raum. Eine Stunde später, nach eurem Date, siehst du wie er/sie ein Selfie von sich hochlädt und sich von den Mädels/Typen durch Kommentare und Likes feiern lässt. Hallo liebe Menschen von heute: reicht euch die Aufmerksamkeit einer Person nicht?
In der Zeit von „minglen“ (Unfassbar, es gibt ein Wort dafür) und Freiheit und Emanzipation, frage ich mich: WO IST DIE LIEBE GEBLIEBEN? Die Liebe besteht so oft nur noch zu sich selbst. Karriere, Selbstverwirklichung, bloß nicht unterdrücken lassen, nichts gefallen lassen. Kompromisse? Pff. „Ich bin eine starke Person, ich lasse mir doch nichts sagen!“ Wozu führt dies alles? Zu Trennungen, Scheidungen und Kindern, die zwischen Mama und Papa hin- und hergerissen werden.
Versteht mich nicht falsch. Ich genieße meine Freiheit, bin froh über die Emanzipation, die 68er Bewegung. Als junge Frau, die studiert, bin ich froh, diese Möglichkeiten zu haben. Bachelor, jetzt Master. Aber mit Mitte 20 tickt die innere Uhr. Kinder? Jaaaa, gerne!! Ich liebe Kinder, ich will Kinder. Tja, wann? Abitur, ein Jahr im Ausland, Bachelor, Uniwechsel, Master, Referendariat. Studium verzögert sich jetzt durch das Jobben. Aber Hausmütterchen werden ohne alles beendet zu haben? Niemals. Ist auch gut so. Oder?
Wenn ich mit meinen Freundinnen spreche, erfahre ich, dass es ihnen ähnlich geht. Wir sind hin und hergerissen zwischen unseren Instinkten, Mutter werden zu wollen, zu heiraten, für die Familie da zu sein und andererseits unserer Selbstverwirklichung. Frauen, die studieren und gleichzeitig Kinder kriegen, bewundern wir, aber den Weg selber zu gehen? Nein, danke, viiiiiiiel zu anstrengend!
Hinzu kommt dann das heutige Verständnis von Liebe und Beziehung. Lieber minglen, lieber nichts riskieren. Noch einmal das Herz gebrochen zu bekommen? Nein, danke! Dann lieber alleine, selbstverwirklichen, Karriere, Affären. Ist doch eh besser, oder?! Gefangen in einer Zwischenbeziehung zu sein, kann die größte Folter sein. Die ganzen, nennen wir sie mal „Beziehungstraumatisierten“ nutzen dieses minglen aus. Ganz nach der Devise: Frei sein, aber nicht allein sein. Ich denke schon, dass unsere Generation ziemlich abgefuckt ist. Vollkommen orientierungslos, immer auf der Suche nach neuen Kicks. Anstatt sich festzulegen, wird vermutet, dass an jeder Ecke noch etwas Besseres auf einen wartet und somit wird nicht wertgeschätzt, dass man eigentlich schon etwas Tolles vor sich hat.
Wie lange wird das noch so weiter gehen? Max Herres Worte: "Das ist Fluch und Segen unserer Generation. Wir suchen nach Liebe und rennen davon,wenn sie dann kommt. Doch was ist Freiheit, wenn Du alleine feierst? Und welchen Wert hat Liebe, die nicht währt wie Familie“ sollte man sich vielleicht noch einmal durch den Kopf gehen lassen, bevor man sich bei Tinder und Co. anmeldet, andere added, obwohl man gerade jemanden tollen kennengelernt hat. Wie sagt man so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.


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